Equipe Kölsche Klüngel
  2010 WM in Lierde
 

UNGLAUBLICH

Am Wochenende habe ich einen Ausflug ins belgische Lierde gemacht. Naja, „Ausflug“ trifft die Sache eigentlich nicht ganz. Genau genommen stand mein Saisonhöhepunkt an: die offizielle UCI-Weltmeisterschaft der Journalisten.

Am Samstag wurde es für mich ernst, 11 km Einzelzeitfahren. Der Kurs war sehr kurvenreich und kaum mal flach. Dass ich kein Zeitfahrrad habe, würde auf diesem Kurs kein all zu großer Nachteil sein.

Wie die Feuerwehr legte ich los. Alles oder nichts, hatte ich mir vorgenommen. Was auch sonst, bei 11 km? Nach fünf Minuten hätte ich schon kaputt vom Rad fallen können. Aber bitte, bei einer WM!? Also habe ich weiter nach jeder Kurve angetreten, als ob es der Zielsprint wäre und bin die Anstiege am Unterlenker und im Wiegetritt hoch. „Englischer Stil“, habe ich hinterher gelernt. Im Ziel hatte ich Schaum vor dem Mund – und eine neue Bestzeit. Die hoch gehandelte Italienerin Ilenia Lazzaro kam direkt nach mir ins Ziel – und war langsamer. Auch meine deutsche Kollegin Miriam Mandt büßte neun Sekunden auf mich ein. Und als schließlich die letzte Frau im Ziel war, war meine Zeit immer noch die schnellste.

Weltmeisterin! Sprachlos.

 

Eigentlich hatte ich mir doch vom Straßenrennen am Sonntag viel mehr versprochen als vom Einzelzeitfahren. Aber jetzt hatte ich schon alles gewonnen, nichts mehr zu verlieren. Und eigentlich wollte ich doch als unscheinbare Hobbyfahrerin womöglich überraschen, jetzt hatten mich die Konkurrentinnen plötzlich auf der Rechnung. Also musste schnell eine neue Strategie her – für mein erstes reines Frauenrennen überhaupt.

Als es dann in Zweierreihe vom Start weg los ging, war ich baff. Man hatte mich zwar gewarnt, dass vermutlich gebummelt werden würde, aber so?! Wir hatten doch eh schon nur zwei Runden, nur 26 km. Und daraus sollte jetzt ein RTF mit Zielsprint werden? Nach eineinhalb Runden wurde es mir endgültig zu peinlich, mit 25 km/h an den radsportbegeisterten Belgiern entlang der Strecke vorbei zu fahren. Ich attackierte. Ilenia setzte nach und wir fuhren ein paar Kilometer an der Spitze, kamen aber nicht recht weg. Die US-Amerikanerin Christine Vardaros kämpfte eisern um den Anschluss. Als das Feld wieder zusammen war, hatte ich aber immerhin das Gefühl, dass Ilenia und Christine, die ich als härteste Konkurrentinnen ausgemacht hatte, die Tempoverschärfung teurer bezahlt hatten als ich.

2 km vor dem Ziel ging es in den vermeintlich entscheidenden Anstieg. Ich attackierte im unteren, flacheren Teil. Wieder setzte Ilenia am erfolgreichsten nach und hatte am Ende des Steilstücks sogar ein paar Meter Vorsprung. Von da waren es noch 1.500 abfallende, kurvige Meter bis ins Ziel. Ich kämpfte mich an ihr Hinterrad und wollte die Allianz von zuvor aufleben lassen, um mit ihr den Weltmeister auszufahren. Doch statt gemeinsam zum Ziel zu rasen, konnte sie mein Hinterrad nicht halten. Ok, dann eben alleine und Platz 1, dachte ich mir. Die letzten Kurven, die letzten Meter. Die Ziellinie.


 Weltmeistertitel Nr. 2. Unfassbar. 



Viele Grüße,

Kathi

 
   
 
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